Aktualisiert am 01.06.2022 um 13:08 Uhr
Ein Beipackzettel für den Astrazeneca-Impfstoff zeigt, dass er ein abgeschwächtes „Schimpansen-Adenovirus“ enthält. Einige Veröffentlichungen im Internet deuten darauf hin, dass diese Viren mit Affenpocken-Infektionen verwandt sind. Das stimmt nicht: Krankheitserreger haben Experten zufolge nichts miteinander zu tun.
In den sozialen Medien verbreitet sich das Bild eines Beipackzettels, der die Inhaltsstoffe des COVID-19-Impfstoffs von Astrazeneca zeigen soll. Auf dem Bild sind unter anderem die Worte “Schimpansen-Adenovirus” (Schimpansen-Adenovirus) rot unterstrichen. Darin steht: “Jeder, der sich über Affenpocken wundert. Schimpansen-Adenovirus im Astrazeneca-Impfstoff.”
Auf Facebook und anderen sozialen Medien kursieren Beiträge, die auf einen Zusammenhang zwischen dem COVID-19-Impfstoff von Astrazeneca und Affenpockenfällen hindeuten
© Quelle: Facebook; Screenshot und Blur: CORRECTIVE check.fact
Anders als die Veröffentlichungen vermuten lassen, gibt es jedoch keinen plausiblen Zusammenhang zwischen dem als Trägervirus im Astrazeneca-Impfstoff verwendeten Adenovirus und den Affenpocken. Laut Stephan Becker, stellvertretender Koordinator für neu auftretende Infektionskrankheiten im Deutschen Zentrum für Infektionskrankheiten (DZIF), „sind Pocken und Adenovirus nicht miteinander verwandt.“
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Pocken werden durch das Pockenvirus verursacht, der Astrazeneca-Impfstoff enthält völlig andere Viren
Der Astrazeneca-Impfstoff ist ein sogenannter Vektorimpfstoff. Laut der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) enthält es ein Schimpansen-Adenovirus. Auch die anderen Inhaltsstoffe in der abgebildeten Broschüre sind die gleichen wie die von der EMA aufgeführten.
Bei der Herstellung des Impfstoffs wird ein kleiner Teil der Erbinformation von SARS-CoV-2 in einem für den Menschen ungefährlichen Virus verwendet, damit der Körper Antikörper dagegen entwickelt. Das Vektorvirus selbst ist nur ein Überträger und kann sich nicht vermehren oder erkranken. Auch Stephan Becker vom DZIF hat uns gemailt.
Das im Astrazeneca-Impfstoff verwendete Virus heißt Adenovirus. Laut einer Nachrichtenseite der Universität Oxford, die zur Entwicklung des Impfstoffs beigetragen hat, verursacht es die Erkältung bei Schimpansen. Affenpocken hingegen gehören laut Robert-Koch-Institut (RKI) zur Gattung Orthopoxvirus und sind mit den Pockenviren beim Menschen verwandt.
Stephan Becker schrieb: „Adenoviren sind eine andere Familie von Viren als Affenpocken; sie kommen beide in unterschiedlichen Teilen infizierter Zellen vor. Adenoviren gehen in den Zellkern. Die Affenpocken vermehren sich im Zytosol der Zellen.“ Das Cytosol ist eine Flüssigkeit innerhalb einer Zelle.
Die Krankheit tritt unter anderem bei Nagetieren in Afrika auf
Affenpocken verursachen Fieber, Kopf-, Rücken- und Muskelschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten und Pusteln auf der Haut, die in schweren Fällen tiefe Narben hinterlassen können.
Anders als der Name Affenpocken vermuten lässt, befällt das Virus auch hauptsächlich Nagetiere, darauf haben sich das Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesinstitut für Tiergesundheitsforschung) und das RKI verständigt. Wie die Virologin Sandra Ciesek auf Twitter erklärte, wurden Affenpocken erstmals 1958 in Affenkolonien in Dänemark nachgewiesen und erstmals 1970 beim Menschen gefunden Nagetiere durch die US-Seuchenkontrollbehörde.
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