„Idealbedingungen“ für Tornados: Deutscher Wetterdienst erwartet „Extremsturm“

Am morgigen Freitag bedrohen schwere Unwetter Teile Deutschlands. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) besteht in der Nacht im Westen und Süden mit hoher Wahrscheinlichkeit ein „Extremgewitter“ mit Gewittern, Hagel und Sturm.

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Laut einem DWD-Meteorologen soll vielerorts die höchste Warnstufe (Stufe 4) gemeldet werden. „Dadurch drohen massive Schäden dort, wo sich der Sturmkomplex ausbreitet“, sagte Offenbachs Meteorologe am Donnerstag.

Per Definition kann eine behördliche Warnung der Stufe 4 das Leben von Menschen gefährden. „Vermeiden Sie Aufenthalte im Freien. Seien Sie sehr vorsichtig und halten Sie sich über das Wetter auf dem Laufenden“, rät der DWD. Zudem müsse sie auf „außergewöhnliche Maßnahmen“ vorbereitet sein und in jedem Fall den möglichen Anordnungen der Behörden Folge leisten.

Als Folge davon dürften sich die sogenannten Superzellen bilden: rotierende Systeme mit starken Aufwärtsströmungen, die sich völlig selbstständig bewegen und daher schwer vorhersagbar sind. Auch für Tornados gebe es „ideale Bedingungen“.

Das Unwetter vom Freitag traf nach Angaben des DWD vor allem einen imaginären Streifen von Nordrhein-Westfalen und dem nördlichen Rheinland-Pfalz bis nach Brandenburg und Vorpommern. Wo genau die Stürme auftreten werden, lässt sich den Angaben zufolge allerdings erst einige Stunden im Voraus mit Sicherheit sagen, bei Tornados liegt die Vorhersagereichweite sogar bei Minuten.

„Aufgrund der noch nicht genau vorhersehbaren kleinräumigen Tiefsturmbahn bleibt eine gewisse Unsicherheit“, so der Meteorologe. Nur im äußersten Norden und Süden des Landes ist die Sturmneigung geringer.

Der erste Sturm traf am Donnerstag auf Westdeutschland

Der DWD hat am Donnerstag Warnungen der Stufe 3 für Westdeutschland herausgegeben. Die Sturmfront erreichte am Nachmittag im Südwesten bei Aachen Nordrhein-Westfalen und zog dann durch das Rheinland, das Münsterland und das Ruhrgebiet. An vielen Stellen verdunkelte sich plötzlich der Himmel. Lokal gab es heftigen Regen, Blitz und Donner. Später setzte sich die Sturmfront von Westfalen-Lippe durch Südwestfalen nach Osten fort.

Bei einem Blitzeinschlag auf einem Frachtschiff in Duisburg ist ein Mann schwer verletzt worden. Aus Sicherheitsgründen stellte der Flughafen Düsseldorf am Nachmittag für etwa 30 Minuten den Betrieb ein. Am Niederrhein und im Münsterland wurden ein halbes Dutzend umgestürzte Bäume gemeldet, Bahnstrecken blockiert. Auf der Nord-Süd-Stammstrecke zwischen Düsseldorf und Leverkusen ist ein Baum umgestürzt.

In Köln sorgten Starkregen, Orkane und Hagel für dutzende Löscheinsätze: überflutete Keller, lose Schindeln und Gerüste, abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume auf Straßen und Bahngleisen.

Der Wetterdienst rief dazu auf, Fenster und Türen zu schließen und im Freien befindliche Gegenstände zu sichern. „Halten Sie insbesondere Abstand zu Gebäuden, Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen“, sagte er. Keller und Straßen können überflutet werden.

Die Deutsche Bahn meldet, dass der Zugverkehr nach Deutschland in den benachbarten Niederlanden wegen des Sturms vorübergehend eingestellt werden musste. Besonders betroffen war die Strecke von Köln nach Amsterdam. Es gab Verspätungen und Ausfälle.

Züge würden derzeit über Venlo umgeleitet, sagte er auf Twitter. Wie lange der Ausfall andauern würde, war noch nicht klar. Es kommt zu Verspätungen und Ausfällen. Bahnreisende wurden gebeten, den Zusammenhang der Fahrt auf den Online-Portalen oder der Bahn-App zu prüfen.

Der Grund ist die Masse feuchter Luft aus dem Westen

Der Düsseldorfer Naturpark und der Dortmunder Zoo waren bereits am Nachmittag geschlossen. Alle Ahrweiler Trägerschulen haben am Freitag geschlossen. Wie die örtliche Kreisverwaltung am Donnerstagabend mitteilte, findet kein Unterricht statt. Der Bezirk empfiehlt dringend, dass Sponsoren anderer Schulen sie ebenfalls geschlossen halten.

Grund für die Stürme ist eine warme, zunehmend feuchte Luftmasse aus dem Westen. Tagsüber ist es heiß bis bewölkt, mit Temperaturen von bis zu 27 und 32 Grad. In Südost- und Ostdeutschland bleibt es am Donnerstag hingegen sonnig und trocken.

Laut Meteorologen breiteten sich die Unwetter der Freitagnacht weiter aus. Im Westen und Südwesten wird gebietsweise mit neuen Unwettern und Schauern gerechnet, im Norden mit teils starken Einzelgewittern.

Auch in Berlin und Brandenburg werden leichte Unwetter erwartet

Auch in der Region Berlin und Brandenburg werden am Freitag schwere Unwetter erwartet. Ein Sturm zieht ab dem Nachmittag von Westen durch das Nordzentrum, teilte der Deutsche Wetterdienst am Donnerstagabend mit.

Es werden schwere und teilweise großflächige Extremstürme mit massiven Auswirkungen erwartet. Starkregen ist mit 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde möglich. Die Hagelkörner können etwa 5 Zoll lang sein. Es werden schwere Stürme oder Orkanböen erwartet.

Teilweise sei mit extrem starken Regenfällen von etwa 60 Litern in wenigen Stunden zu rechnen, sagte er. “Auch einzelne Tornados sind nicht ausgeschlossen.” Es besteht die Gefahr von kleineren Überschwemmungen, Äste und Bäume könnten brechen. Am Samstagabend soll sich das Wetter beruhigen.

Nur im Norden und Nordosten bleibt es ruhig

Nur in Nord- und Nordost- sowie Süddeutschland ist die Sturmwahrscheinlichkeit gering. Samstagnacht gibt es im Süden einige Schauer.

Am Wochenende beruhigt sich das Wetter wieder. Im Norden ändert es sich weiter. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 16 Grad an der Küste und 18 bis 22 Grad im Landesinneren. Im Westen, Süden und in der Mitte scheint am Sonntag viel Sonne. Die Luft dort wird zwischen 22 und 28 Grad aufgeheizt. „Anfang nächster Woche kündigt sich der nächste Sturm aus Südwest an“, sagte DWD-Meteorologe. (dpa)

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