Energiekrise: Anfang vom Ende der Sprinkleranlage: Habeck unterstützt Lindners Position

Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder fordern von der Bundesregierung umfassende Hilfszusagen, um die durch steigende Preise insbesondere im Energiesektor verursachten Schwierigkeiten für Bürger und Unternehmen auszugleichen. Durch das derzeit diskutierte Ölembargo gegen Russland als Reaktion auf den Angriff auf die Ukraine rechnen die Staatschefs mit weiteren Belastungen für Verbraucher und Wirtschaft im Osten, da die Region in besonderem Maße von der russischen Ölversorgung abhängig ist.

„Die ostdeutsche Wirtschaft darf nicht zum Kollateralschaden des Ölembargos werden“, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gegenüber WELT. Die Bundesregierung müsse „Finanz- und Strukturhilfen umsetzen. Wir erwarten sehr zeitnahe und konsequente Konzepte“, sagte der CDU-Politiker unmittelbar vor dem Treffen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzler Olaf Scholz und dem Ostbeauftragten der Bundesregierung Carsten Schneider (beide SPD) am Montag auf der Ostseeinsel Riems.

„In manchen Strukturen ist die Wirtschaft der DDR der des Westens schon überlegen“

„Die ostdeutsche Wirtschaft hat Gegenwind und holt auf“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck dem DDR-Wirtschaftsforum. Das sieht man vor allem an großen Unternehmen wie Intel oder Tesla, die zuletzt stark in die Region investiert haben.

Auch die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Thüringen, Dietmar Woidke (SPD) und Bodo Ramelow (Linke), forderten Bundeshilfe im Osten.

SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken äußerte Verständnis: „Wir dürfen die Forderung nach einheitlichen Lebensverhältnissen nicht aus den Augen verlieren.“ Die Inflation lag im Mai aufgrund der Energiequellen teilweise über dem nationalen Durchschnitt. In Brandenburg waren es 8,5 %, in Mecklenburg-Vorpommern 8,3 %, während das Lohnniveau niedriger ist als in den meisten westlichen Bundesländern.

Umsichtige Antwort auf die Forderungen des Ostens

In der Bundesregierung hingegen reagiert man zurückhaltend auf die Forderungen der östlichen Staatschefs. Der Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Grüne), sagte beim DDR-Wirtschaftsforum im brandenburgischen Bad Saarow, die Bundesregierung lege seit Monaten Hilfen und Subventionen auf, Hilfsprogramme oder umfassende Kreditprogramme für Bürger und Unternehmen , vor allem im Kontext. der Pandemie. Und zwar so, dass „wir uns nicht mehr leisten können, was wir mit Corona gesehen haben, vielleicht können wir es uns nicht mehr leisten: Mit der Gießkanne durchs Land gehen und Unternehmen und Verbraucher mit guten Aktionen unterstützen.“

Damit machte der Wirtschaftsminister deutlich, dass die Mittel der Bundesregierung begrenzt sind und damit auch seine Bereitschaft, alle Folgen der Inflation aufzufangen. Bisher hat die Bundesregierung 30 Milliarden Euro für zwei Hilfspakete bereitgestellt, und die Ampelkoalition ringt derzeit mit der Finanzierung weiterer Hilfen. Die FDP pocht darauf, dass die Schuldenbremse wie vereinbart ab 2023 wieder eingehalten werden muss.

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Allerdings drängen Grüne und SPD auf Entlastungen und die Umsetzung aller im Koalitionsvertrag vereinbarten Vorhaben. Mit seiner Ankündigung in Bad Saarow hat sich Habeck nun hinter die Position von Finanzminister Christian Lindner (FDP) gestellt, der Ausgaben mit Augenmaß auch in der Krise fordert.

Auf dem Wirtschaftsforum hob Wirtschaftsminister Habeck die Wirtschaftskraft der ostdeutschen Bundesländer und die guten Zukunftsperspektiven der Regionen hervor, die mit dem Ausbau erneuerbarer Energien einhergehen. Im Osten gibt es jedoch nur zwei Raffinerien, die Treibstoff produzieren, und sie sind bisher auf russisches Öl angewiesen. Ohne Neulieferungen von dort könnten Benzin und Diesel knapp und damit teurer werden, weil sie über neue Versorgungswege nach Osten transportiert werden müssten.

Kraftstoffversorgung garantiert

Ebenso groß sind die Sorgen in der ostdeutschen Staatskanzlei, auch was die Geschäftsentwicklung betrifft. „Wir erwarten durchgängige Konzepte zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen mineralischen und chemischen Industrie“, fordert Haseloff.

Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt hat die chemische Industrie und die Raffinerien des traditionellen Industriedreiecks Leuna, Buna und Schkopau im Visier. Die dortigen Chemieparks müssten sich auf die Gasversorgung verlassen können, betonte er vor dem Treffen mit Scholz. Wenn russisches Gas nicht mehr verfügbar ist, kann man andere Quellen liefern. Aber diese Weltmarktlieferungen sind viel teurer. Die Industrie kann dort keine Geschäfte machen.

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Sie schlägt daher neben der Versorgungssicherheit auch einen „deutschen Binnenausgleich“ vor, also gleiche „angemessene Energiepreise“ in Deutschland. Alles andere würde die Akzeptanz der Entscheidungen der Bundesregierung in der DDR gefährden.

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Woidke fordert die Bundesregierung zu festen Zusagen auf. Bei der WELT betonte der Sozialdemokrat, die Ampelkoalition sei „über europäische Sanktionen hinaus“ gegangen. Damit sei die Bundesregierung “allein verantwortlich für die Bewältigung der Folgen dieser Entscheidung”. Woidke fordert Garantien für die Versorgungssicherheit mit Treibstoff, für Beschäftigung und bei weiteren Preissteigerungen im Energiesektor.

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Thüringens Ministerpräsident Ramelow setzt sich seit Wochen dafür ein, dass die in Südthüringen ansässige Glasindustrie auf die Liste der kritischen Infrastrukturen und Industrien gesetzt wird, die bei Lieferausfällen oder Gasengpässen Vorrang haben. Ramelow sagte vergangene Woche, er habe der Kanzlerin versprochen, dass dies der Fall sein werde. Tausende Arbeitsplätze hängen von der Glasindustrie in der Region ab.

Wirtschaftsminister Habeck stellte jedoch klar, dass die Bundesregierung keine Hilfen zum Erhalt aller Arbeitsplätze anbieten könne. „Die Aufgabe ist nicht, den entgangenen Gewinn auszugleichen, sondern meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass noch konkurrenzfähige Unternehmen nicht wegen der Preise vom Markt verschwinden“, sagte der grüne Politiker und Vizekanzler beim Wirtschaftsforum. Klar ist, dass dies „Verhärtung bedeutet“ und „bitter“, Unternehmen, die nach der Corona-Pandemie endlich wieder durchstarten wollten, die Unterstützung zu verweigern.

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