Hier siegt Sandkönig Nadal in Paris und wird von seinen Emotionen überwältigt. (Video: SRF)
Nach seinem 14. Sieg bei den French Open ließ Rafael Nadal völlig ungläubig seinen Schläger fallen und beobachtete sein Team auf der Tribüne. Zwei Tage nach seinem 36. Geburtstag gewann der spanische Sandplatzkönig am Sonntag das Finale von Paris gegen den Norweger Casper Ruud mit 6:3, 6:3, 6:0 und feierte damit den 22. Grand-Slam-Titel seiner großartigen Tenniskarriere. Wie viele aufgrund ihrer chronischen Fußprobleme noch dazukommen, bleibt abzuwarten.
Die Teilnahme war zunächst ungewiss
Mitte Mai stellte Nadal nach seinem Achtelfinale beim Turnier in Rom selbst eine Teilnahme in Paris infrage. Der Schmerz war zu stark. Dank der täglichen Betreuung durch einen Leibarzt in der französischen Hauptstadt war Nadal jedoch wieder in sehr guter Verfassung. Wie lange er das will und kann, ist ungewiss.
Unmittelbar nach dem nächsten Triumph in seiner Tennishalle im Roland-Garros-Stadion überwog die pure Weihnachtsfreude. Nachdem er nach 2:18 Stunden seinen zweiten Spielball verwandelte, feierten ihn die Zuschauer mit lang anhaltenden Ovationen.
Euphorie der großen Fans
Kaum betrat Nadal kurz nach 15 Uhr die Strecke von Philippe Chatrier, erhoben sich die Zuschauer von ihren Plätzen und empfingen ihre Liebste mit ohrenbetäubendem Applaus. Vor dem Match waren Gerüchte in Umlauf gekommen, dass es das letzte Match des Spaniers in seiner glorreichen Karriere sein könnte. Es schien, als wollte jeder in Paris versuchen, Weihnachten mit seiner Zuneigung von unbestätigten Plänen abzuhalten. Nach dem Sieg beruhigte Nadal seine Fans mit den Worten: „Ich weiß nicht, was die Zukunft für uns bereithält, aber ich werde weiter kämpfen.“
Nadal erwischte beim spanischen König Philipp und dem norwegischen Kronprinzen Haakon einen guten Start und nahm dem Norweger sofort den Service ab. Ruud, der seit vier Jahren an der Rafa Nadal Academy auf Mallorca trainiert, bekam zwar später auch ein Break, doch Nadal konterte mit einem weiteren Break, auf das er im Anschluss nicht verzichtete. In der 48. Minute holte er sich den ersten Satz.
Schlechter Start ins Spiel
Die Stimmung im Stadion vor dem Spiel war super, das Finale jedoch wenig spektakulär. Ruud war nervös und machte viele kleine Fehler, auch Nadal war weit von seiner Bestform entfernt, meisterte das Geschehen auf seinem Lieblingsfeld aber dennoch mit Leichtigkeit.
Im zweiten Satz verbesserte sich Ruud zunächst, aber jetzt war das Gesamtniveau etwas besser. Aber es war noch ein langer Weg bis zum Ende von Weihnachten in Paris. Der Mallorquiner wurde zunächst für eine Pause abgehängt, Ruud konnte den Schwung aber nicht nutzen. Im Gegenteil: Nadal spielte fünf Spiele in Folge und ging nach 13.42 Uhr mit 2:0 in Führung.
Ruuds Glaube an die Sensation schwand endgültig in seinem ersten Endspiel bei einem Grand-Slam-Turnier. Nadal erreichte den dritten Satz in schneller Folge; der Rest war pure Freude. Nadal: „Mir persönlich fällt es schwer, meine Gefühle zu beschreiben“, sagte er. Er hätte nie gedacht, dass er mit 36 Jahren noch konkurrenzfähig sein würde. (dpa/sih)